Von Saigon aus ging es mit dem Bus nach Phnom Penh. Dieses Mal überquerten wir eine Grenze also erstmals auf dem Landweg. Das zuvor bestätigte eVisum beschleunigte etwas den Einreiseprozess. Wie wertvoll es ist, einen deutschen Reisepass zu haben, stellten wir hier ebenfalls fest. Ein paar Nepalesen wollten auch mit uns im Bus nach Phnom Penh fahren und die Mitarbeiter des Busunternehmens machten ihnen wenig Hoffnung auf eine Einreise. An der Grenze hatten sie aber Glück und sie durften einreisen, aber nur weil der Grenzbeamte einen guten Tag gehabt haben muss und beide Augen zudrückte. Normalerweise hätte er sie abweisen müssen. Da waren wir also doch vollzählig über die Grenze gekommen. Eines fiel uns sofort auf, alles wirkte etwas staubiger und schmutziger als noch auf der vietnamesischen Seite. Wir waren kaum zehn Minuten im Land, da sahen wir einen nackten Mann am Straßenrand stehen. Die Armut des Landes konnte man in diesem Teil Kambodschas an fast allen Stellen sehen. Uns fiel auch auf, dass die Leute wieder etwas anders aussahen als noch zuvor in Vietnam. Mit diesen ersten Eindrücken setzten wir unsere Fahrt nach Phnom Penh fort.
Angekommen an der Bushaltestelle in Phnom Penh wartete ein bereits bekanntes Bild auf uns. Die hiesigen Tuk Tuk Fahrer scharrten sich um uns und wollten uns für den „besten“ Preis zu unserem Hotel bringen. Wir hatten uns zuvor erkundigt und wussten, dass die Grab App auch in Kambodscha funktioniert und so nutzten wir das WLAN der Busstation und riefen uns so ein Taxi. Enttäuscht und auf Grab schimpfend zogen die Tuk Tuk Fahrer wieder ab. Im Hotel checkten wir schnell ein und ließen uns ein paar Tipps geben und schon machten wir uns auf, die Stadt zu entdecken.
Zunächst einmal besorgten wir uns wieder eine einheimische SIM Karte und dann waren wir auf der Suche nach einem ATM um Bares in der Tasche zu haben. Seltsamerweise bekommt man an den Geldautomaten nicht die Landeswährung sondern US Dollar. Wie wir noch feststellen sollten wird üblicherweise fast alles in Kambodscha mit Dollar bezahlt, kleinere Beträge bekommt man aber in der Landeswährung Riel zurück. Um den Bezug zum Euro zu wahren mussten wir also für beide Währungen den Umrechnungskurs im Kopf behalten. Auf der Suche nach einem ATM wurden wir im nahegelegenen Casino fündig. Es kribbelte mal wieder in den Fingern, aber aufgrund unseres geringen Budget wollte Flo für umgerechnet nur 10 € sein Glück versuchen, die Reisekasse etwas aufzubessern. Pustekuchen...Mindesteinsatz beim Roulette waren 5 $ wenn man auf eine Zahl setzt und 25 $ beim Spiel auf eine Farbe. Aufgrund unseres geringen Budgets und der geringen Aussicht auf Erfolg entschieden wir uns das Geld anderweitig zu nutzen. Wir setzten uns in eine nahegelegenes Café und Flo konnte seit längerem mal wieder einen ordentlichen Kaffee genießen. Angelia freute sich über ihre heiße Schokolade. So ging der Tag so langsam zur Neige und die Anstrengungen der Busfahrt machte sich langsam bemerkbar. Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch bei einem Streetfood Stand halt, aßen einen Happen und kamen beim Bezahlen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Für umgerechnet 1,60 € hatten wir beide gerade jeder eine warme Mahlzeit gegessen. Wahnsinn! Umso mehr freuten wir uns auf unser Bett.
Ausgeschlafen starteten wir in den nächsten Tag. Wir wollten etwas in die Geschichte des Landes eintauchen. Mit einem Tuk Tuk ging es zu den Killing Fields. Hier wurden wir sehr stark an einen dunklen Teil der deutschen Geschichte erinnert. Nach der Machtergreifung der Roten Khmer unter der Führung von Pol Pott kamen es ab Mitte der 1970er zu unglaublichen Gräueltaten. Die Hauptstadt Phnom Penh wurde evakuiert und quasi über Nacht zu einer Geisterstadt. Nahezu die gesamte Bildungselite, darunter auch Ärzte und Lehrer, wurde gefangen genommen und zu Zwangsarbeit verpflichtet oder hingerichtet. Das Land wurde quasi in die Steinzeit zurück versetzt. Einzig die Landwirtschaft stand im Vordergrund, traurig nur dass trotzdem viele Menschen verhungerten. Da unter der Herrschaft der Roten Khmer unzählige Menschen hingerichtet oder gestorben sind, entstanden im gesamten Land Massengräber. Abgeschottet und unbemerkt von der Außenwelt verübten die Roten Khmer ihre Gräueltaten. In dieser Zeit starben etwa 2 bis 3 Millionen Menschen. Diese Zahl wird noch unglaublicher, wenn man bedenkt, dass zu damaliger Zeit lediglich 8 Millionen Menschen in Kambodscha gelebt haben. Es ist unvorstellbar, dass vor rund 40 Jahren etwa ein Drittel der Bevölkerung ums Leben kam und jeglicher Fortschritt ausradiert wurde. An dem von uns besuchten Killing Field bekamen wir erschreckenden Eindruck in die Gräueltaten der damaligen Zeit. Auf beeindruckende Art und Weise wird hier an die Opfer und deren Schicksal erinnert. Betrübt von diesen Einblicken machten wir uns zurück zu unserem Hotel. Das mussten wir erst einmal sacken lassen. Wir wurden hier schmerzhaft an die Gräueltaten der Nazis erinnert.
Nichtsdestotrotz machten wir uns am Nachmittag noch einmal auf zu Erkundung der Stadt. Auf dem Weg zum Markt konnten wir unseren Augen kaum trauen. Wir entdeckten einen Bäcker und erstmals seit unserem Start konnten wir ein leckeres Brot essen. Die Bäcker sind wohl ein Überbleibsel der französischen Kolonialzeit. Über was für einfache Dinge wie ein Baguette man sich doch auch mal wieder freuen kann. Nach Sonnenuntergang machten wir uns so langsam auf den Weg in Richtung unserer Unterkunft. Auf dem Weg kamen wir am beeindruckenden Unabhängigkeitsdenkmal vorbei. Das vor allem bei Dunkelheit beeindruckend inszenierte Denkmal ist der Mittelpunkt eines Kreisverkehrs und zur Aufnahmen einiger Fotos verweilten wir dort doch länger als gedacht. Nach dem erneut günstigen Abendbrot ließen wir den Abend entspannt ausklingen. Für den nächsten Tag stand noch Wat Phnom, der Königspalast und die Silberpagode auf dem Plan. Wat Phnom ist eine durchaus beeindruckende Pagode, die auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel erbaut wurde und heutzutage auch noch als Kreisverkehr dient. Von dort aus ging es an der Uferpromenade des Mekong in Richtung des Königspalast. Da dieser nicht durchgehend geöffnet hat, gönnten wir uns zur Überbrückung für schlappe 4 $ jeder eine 30 minütige Spa-Anwendung. Tiefen entspannt entdeckten wir die beeindruckende Architektur des Königspalastes mit all seinen Nebengebäuden. Auch die Silberpagode befindet sich auf diesem Gelände. Ein faszinierender Abschluss unseres Besuches in Phnom Penh. Am nächsten Morgen ging es mit einem Bus weiter in Richtung Battambang.
Angekommen in Battambang wurden wir von einem heftigen Regenschauer begrüßt. Den restlichen Tag nutzten wir zur Entspannung, denn im Laufe des Tages bekam Angelia zunehmend Halsschmerzen. Am nächsten Tag war es dann erstmals soweit. Nichts ging mehr und die Stimme war quasi auch schon weg. Bettruhe war angesagt. Vom Markt besorgte Flo frisches Obst zur schnellen Genesung.Wir entschieden unseren Aufenthalt in Battambang zu verlängern und nach zwei Tagen der Ruhe ging es bergauf und entdeckten die Stadt. An einigen Stellen kamen wir an Pagoden oder anderen religiösen Stätten vorbei und so verstrich auch dieser Tag.
Am folgenden und letzten Tag in Battambang liehen wir uns mal wieder einen Roller aus, um die Gegend um Battambang zu erkunden. Als erstes ging es zum Bamboo Train. Eine witzige Erfahrung. Eine Bambussitzfläche wird auf zwei Achsen gelegt und ein kleiner Motor treibt über einen Riemen eine der beiden Achsen an und schon geht die wilde Fahrt los. Kommt einem ein anderer Bamboo Train entgegen, hält man kurz an, die Sitzfläche wird kurz zur Seite gepackt und schnell noch die Achsen von den Schienen geholt und schon ist der Weg wieder frei für den Gegenverkehr. Wir merkten zwar jede einzelne noch so kleine Unebenheit auf den Schienen, es war aber trotzdem eine tolle Erfahrung.
Weiter ging es mit der Erklimmen der vielen Stufen zum Wat Ek Phnom. Ein Tempel der noch aus den Zeiten der Angkor stammte. Nebenbei hatten wir von dort aus einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung. Danach ging es an wunderschön anzusehenden Reisfeldern vorbei nach Phnom Sampov. Dort besuchten wir eine Killing Cave, einen auf dem Hügel gelegenen Tempel und kamen an einer riesigen goldenen Buddha Statue vorbei. Hier befindet sich eine berühmte Fledermaushöhle. All abendlich kann man ein Naturschauspiel betrachten. Kurz vor Sonnenuntergang bahnen sich die zwei bis drei Millionen Fledermäuse ihren Weg nach draußen. Leider konnten wir dieses Schauspiel nicht betrachten, da wir für diesen Abend bereits andere Pläne hatten.
Wir wollten eine Aufführung des Phare Ponleu Selpak besuchen. Es handelt sich dabei um eine Zirkusaufführung von Kunststudenten. Auch wenn wir von den Dialogen kein einziges Wort verstanden haben, so konnte wir trotzdem den Humor aufgrund der Darstellung wahrnehmen. Weiterhin konnten wir eine beeindruckende artistische Vorstellung bestaunen. Ein wirklich toller Abschluss für unseren Aufenthalt in Battambang. Am nächsten Morgen ging es in den frühen Morgenstunden mit dem Boot in Richtung Siem Reap, denn das Wahrzeichen des Landes, Angkor Wat, wartete noch auf uns. Die Sitzbänke des Bootes waren auf die Dauer der Fahrt zwar äußerst unbequem, dafür wurden wir aber mit einem Blick auf die beeindruckende Natur entschädigt. Außerdem passierten wir mehrere schwimmende Fischerdörfer und überquerten eine Teil des Tonle Sap, dem größten See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Nach etwa acht Stunden erreichten wir den Anleger und mit einem Remorque, einer motorisierten Rikscha, ging es das letzte kleine Stück weiter nach Siem Reap.
Für Siem Reap hatten wir uns eine schöne Unterkunft mit Pool ausgesucht, damit wir nach den Ausflügen zu den Tempel bei den warmen Temperaturen uns gleich wieder abkühlen konnten. Siem Reap selbst lohnt für einen Besuch nicht wirklich, wäre da nicht Angkor Wat. Es ist sehr touristisch und ansonsten gibt es auch kaum Highlights zu entdecken. Nach der Ankunft baten wir unseren Gastgeber, uns ein Tuk Tuk für den nächsten Morgen zu organisieren. Noch vor dem Morgengrauen machten wir uns auf den Weg. Wir entschieden uns für ein 3-Tages Ticket, um die einzelnen Tempel in Ruhe entdecken und auch entferntere Tempel besuchen zu können. Gegen eine nicht gerade günstige Gebühr bekam jeder von uns ein individuelle Ticket mit seinem eigenen Foto darauf. Mit dem Ticket in der Tasche ging es weiter zum Haupttempel der Angkor. Die berühmten Türme dieses Tempels zieren sogar die Nationalflagge Kambodschas.
Was für ein Anblick. Da war es also, das größte religiöse Gebäude der Welt. Atemberaubend. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Tempel vor etwa 1000 Jahren errichtet wurden. Den Sonnenaufgang verpassten wir zwar sehr knapp, aber wir hatten ja noch zwei weitere Gelegenheiten. Gegen 6:00 Uhr öffnen die Tore des Tempels und die Scharren strömen in ins Innere zur Entdeckung der Anlage. Wir bahnten uns ebenfalls unseren Weg.
Was soll man sagen, einfach nur beeindruckend. Flo ließ sich in einer kleinen Zeremonie von einem buddhistischen Mönch segnen und wir erklommen die Türme und genossen den Ausblick. Nebenbei lernten wir noch drei sehr nette deutsche Reisende kennen. Wir verabredeten uns für den Abend. Nach dem Haupttempel ging es weiter zum Bayon Tempel. Er wird auch als Tempel der 1000 Gesichter bezeichnet. Wohin wir auch schauten, überall waren Gesichter in Stein gemeißelt. Ein beeindruckender Anblick, wären da nicht die unzähligen Touristen gewesen. Nichtsdestotrotz wühlten wir uns durch die Massen und entdeckten den Tempel. Von Bayon aus wollten wir zum nächsten berühmten Tempel nach Ta Prohm. Um Geld zu sparen, entschieden wir uns zu Fuß zu gehen, dass dies ein Fehler war, sollten wir noch feststellen.
Auf einem einsamen Pfad schlängelte sich unser Weg durch den Dschungel. Kurz nachdem wir wieder auf der Hauptstraße waren, kamen wir noch am Ta Keo Tempel vorbei und nutzten diesen für eine kleine Pause. Die Wärme und Luftfeuchtigkeit setzten uns ganz schön zu. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich am Ta Prohm Tempel an. Diese Anlage wird auch als Tomb Raider Tempel bezeichnet, da Angelina Jolie als Lara Croft sich ihren Weg durch die Ruinen bahnte. Im Laufe der Zeit hat sich die Natur zurückgeholt, was der Mensch ihr einst genommen hat.
Auf beeindruckende Art und Weise sind riesige Bäume auf den Mauern von Ta Prohm gewachsen. Ein einmaliger Anblick. Mit all den Eindrücken des Vormittags machten wir uns auf die Suche nach einem Tuk Tuk, dass uns wieder zu unserer Unterkunft bringen sollte. Es war gar nicht so leicht, die meisten Fahrer warteten auf andere Touristen oder es wurden unverschämte Preise verlangt. Nach einer Weile der Suche fanden wir doch noch einen Tuk Tuk Fahrer, der einen angemessenen Preis verlangte. Den restlichen Tag nutzten wir zur Entspannung. Am Abend trafen wir uns mit den anderen Deutschen zum ersten Deutschlandspiel der WM. Es war ein schöner Abend, wäre das Spiel nicht gewesen. Hoffentlich schaffen wir es uns an einem anderen Ort nochmal wieder zu sehen. Vielleicht zu Silvester in Sydney!? Wir werden sehen. Am nächsten Tag legten wir einfach nur die Füße hoch. Am Abend organisierten wir uns für die nächsten zwei Tage noch ein Roller, damit wir die Tempel auf eigene Faust entdecken und auch die Entfernteren besuchen konnten.
Wieder einmal machten wir uns vor dem Morgengrauen auf den Weg. Dieses Mal wollten auch wir den Sonnenaufgang über dem Haupttempel der Angkor mit der Kamera einfangen. Also reihten wir uns in die Massen der Touristen ein und warteten. Ein magischer Moment wenn die Sonne über den Türmen des Tempels sich den Weg in den Himmel bahnt. Danach ging es noch einmal zum Ta Prohm Tempel. Es war die richtige Entscheidung, denn wir waren die ersten Touristen, die diese Ruinen an diesem Tag betreten durften. Ohne die ganzen asiatischen Reisegruppen wirkt dieser Tempel noch viel beeindruckender. Anschließend ging es noch zum Kloster Bantey Kdei und dem etwas entfernteren Banteay Srei. Vor allem Banteay Srei war durch seine verspielten Reliefarbeiten des rosafarbenen Gesteins ein Highlight. Es wird nicht für umsonst von vielen für das Kronjuwel der Angkor-Kunst gehalten. Ein schöner Abschluss für den zweiten Tag auf den Spuren der Angkor.
Am dritten und letzten Tag in Angkor Wat besuchten wir morgens gleich nach Eröffnung die Elefanten-Terrassen und den Baphuon Tempel. Danach ging es weiter nach Preah Khan. Ein wirklich lohnenswerter Tempel. Wenn kein Tourist im Weg steht, kann man von einer Seite durch den Tempel hindurch bis auf die andere Seite blicken. Von dort aus ging es zunächst zum Wassertempel Neak Pean und dann nach Prasat Bakong. Letzterer wirkt von oben wie eine Pyramide.
Aufgrund der etwas abgelegeneren Lage zu den Haupttempeln kann man diesen Tempel ohne viele andere Touristen entdecken. Am Nachmittag machten wir uns nochmal auf zum Phnom Bakheng. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf den Haupttempel der Angkor und die Umgebung. Zum Abschluss unserer Entdeckungstour auf den Spuren der Angkor setzten wir uns noch einmal vor den Haupttempel und genossen den Anblick. Tief beeindruckt von den Erlebnissen der letzten Tage packten wir am Abend unsere Rucksäcke und bereiteten uns langsam auf unser nächstes Reiseziel, Myanmar, vor. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von unserem äußerst freundlichen und hilfsbereiten Gastgeber und mit einem Tuk Tuk ging es zum Flughafen. Wir freuten uns schon auf Myanmar, denn von anderen Reisenden hatten wir gehört, dass die Leute dort noch freundlicher und herzlicher sein sollen als in anderen asiatischen Ländern. Wir waren gespannt...
Einen kleinen Einblick in unsere Erlebnisse in Kambodscha könnt ihr auch in unserem Video finden.