AUSTRALIEN

Singapur

Auf Weg nach Australien machten wir noch einen letzten Stopp in Asien, es ging für ein paar Tage nach Singapur. Ist man allerdings ehrlich, hat Singapur selbst nicht mehr so viel mit Asien zu tun. Natürlich sehen die Leute so aus, wie in den Nachbarländern und auch die Sprache und Kultur sind ähnlich, aber die Straßen sind im Vergleich zu den restlichen Ländern unfassbar sauber, das öffentliche Verkehrsnetz ist äußerst gut ausgebaut und generell hat man das Gefühl in einer sehr modernen Stadt zu sein. Um noch ein paar Insider Tipps für die City zu bekommen, schrieben wir Victor, was man so in Singapur machen kann und sollte. Wir konnten es kaum fassen, als er meinte: „Ich kann euch das auch persönlich sagen. Lasst uns morgen was zusammen unternehmen und abends ist dann mein Flug zurück nach Deutschland“. Wie groß kann so ein erneuter Zufall denn bitte sein. Unglaublich. Nach der Landung am frühen Abend fuhren wir lediglich noch in unsere AirBnb, besorgten uns in der Nähe noch etwas Essbares und ließen entspannt den Abend ausklingen. Bereits zu diesem Zeitpunkt freuten wir uns schon auf den letzten Tag/Nacht in Singapur, denn dafür hatten wir uns ein ganz besonderes Highlight ausgesucht, dass quasi unsere Asien-Reise beenden sollte, dazu aber später mehr.

Nach dem Frühstück trafen wir uns mit Victor und folgten einer von Ingas Empfehlungen, den Mount Faber Park zu Besuchen. Gesagt getan. Wir wanderten entspannt durch den Park und genossen den Ausblick vom Mount Faber. Anschließend ging es dann weiter zum Marina Bay Sands und von dort aus schlenderten wir ein wenig um die Marina Bay herum. Nach und nach verstrich die Zeit und wir mussten Victor verabschieden, damit er noch rechtzeitig seinen Flieger erreicht. Am Abend besuchten wir das erste Mal die Lightshow im Gardens by the Bay. Die künstlichen Supertrees wechseln passend zur Musik immer wieder ihre Farbe und wir genossen das etwa 15-20 minütige Lichterspiel. Anschließend machten wir uns schnell auf den Weg, denn kurze Zeit später findet auf der anderen Seite des riesigen Hotels eine weitere Lichtershow in der Marina Bay statt. Dort werden Wasserfontänen abwechselnd zur Musik in verschiedene Farben getaucht. Gleichzeitig wurden vom Marina Bay Sands aus mit riesigen Scheinwerfern Lichtkegel in die Luft geworfen und Laser rundeten das gesamte Schauspiel ab. So kann ein Abend ruhig mal zu Ende gehen.

Den nächsten Tag schlenderten wir ein wenig durch die Stadt, erkundeten Chinatown und am Abend betrachteten wir die beiden Lichtershows noch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Der nächste Tag war quasi auch schon unser letzter voller Tag in Asien und wie wir bereits schon angedeutet hatten, wartete noch ein besonderes Highlight auf uns. Wir hatten uns für die letzte Nacht ein Zimmer im Marina Bay Sands gebucht und hatten somit auch einen Zugang zum weltberühmten Infinity Pool auf dem Dach des Hotels. Wir bezogen unser Quartier und von unserem Zimmer aus hatten wir einen tollen Blick auf den Supertree Garden. Den restlichen Tag entspannt wir am Pool, genossen den Ausblick auf die Skyline Singapurs oder entspannten im Wellnessbereich. Am Abend erhaschten wir erneut aus einem anderen Winkel einen Blick auf die all abendlichen Lichtspiele um das Marina Bay Sands herum.

Wir konnten es noch kaum wirklich realisieren, aber dies war unsere letzte Nacht in Asien. Etwa sechs Monate waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits von Zuhause fort und hatten bereits schon so viele tolle Dinge erlebt und einzigartige Menschen kennengelernt. Viele weitere Abenteuer warteten aber auch noch auf uns. Dazu müssten wir aber auch erst einmal die Reisekasse wieder auffüllen. Das erste Mal seit längerem würden wir in einem Land länger bleiben als gewöhnlich. Wir hatten uns hierfür Australien ausgesucht! Somit wartete eine andere Art Abenteuer auf uns, es hieß sich auf Jobsuche zu begeben.

Australien

Am frühen Morgen ging unser Flieger von Singapur nach Melbourne, das Land der Kängurus und Koalas. Dort wollten wir zuerst unser Glück versuchen, einen Job zu finden. Wir nahmen uns für ein paar Tage eine AirBnb etwas außerhalb des Zentrums. Aus Asien waren wir es schon überhaupt nicht mehr gewohnt, dass der Gastgeber ebenfalls noch in der selben Unterkunft lebt, aber so lernten wir Ednora kennen. Sie war ein wahrer Glücksfall für uns. Sie half uns, wo sie nur konnte, gab uns viele Tipps und lieh uns sogar ihr Auto. Sie selbst ist Britin und war quasi schon fast auf dem Sprung nach Singapur. Also machten wir uns auf den Weg in der Stadt einen Job zu finden. Nach ein paar Tagen der Jobsuche brauchten wir eine kleine Pause. Ednora lieh uns ihr Auto und wir machten einen kleinen Abstecher über die Great Ocean Road zu den 12 Aposteln. Dies ist ein beeindruckender Abschnitt der Steilküste an der Südwestseite Australiens. Auch wenn das Wetter an diesem Tag nicht das beste war, so genossen wir doch den kleinen Ausflug bevor es am nächsten Tag mit der Jobsuche weiterging. Zur Ablenkung von der zähen Jobsuche erkundeten wir gelegentlich auch ein wenig die Stadt. Wir machten einen kleinen Ausflug zu den Brighton Bathing Boxes und entdeckten den süßen Stadtteil St. Kilda.

Wir versuchten in den ersten eineinhalb Wochen so ziemlich alles, doch leider vergebens. Entweder gab es Absagen oder keine Rückmeldungen. Etwas niedergeschlagen und enttäuscht entschieden wir uns dazu, unser Glück eher auf einer Farm zu suchen und der Großstadt den Rücken zu kehren. Auch hier war Ednora wieder eine gewaltige Hilfe, sie vermittelte uns den Kontakt zu der Farm, auf der sie selbst in der vorherigen Saison gearbeitet hatte. Siehe da, wir hatten Glück. Der Farmer bot uns einen Job an und bis zum Beginn der Saison waren noch 10 Tage zu überbrücken. Obwohl wir Australien eigentlich nur als Station zum Arbeiten angesehen hatten, entschieden wir uns nun doch dazu einen kleinen Roadtrip zu machen. Kurzerhand mieteten wir uns ein Auto und schon konnte es losgehen. Auch wenn die Zeit in Melbourne von einigen Rückschlägen hinsichtlich der Jobsuche geprägt war, so hatten wir doch eine schöne Zeit dort. Melbourne ist wirklich eine schöne Stadt und mit Ednora hatten wir sogar noch eine Freundschaft mehr auf unserer großen Reise schließen können.

Roadtrip

Wenn sich zehn Tage zunächst nach relativ viel Zeit anhört, so ist dies bei den Distanzen von Australien, wo einfach alles weit entfernt ist, viel zu wenig Zeit. Also mussten wir viele Kilometer zurücklegen, um so viel wie möglich sehen zu können. Von Melbourne aus ging es zunächst erst einmal in Richtung Süden an der Küste entlang nach Philipp Island. Dort lebt eine Population von kleinen Pinguinen, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Leider entdeckten wir nur einen einzigen in seinem Bau, aber besser einen als keinen!


Von dort aus ging es gleich weiter zum Wilson Promontory Nationalpark. Dort machten wir kurz vor der Dämmerung noch einen Abstecher zum Wildlife Track. Dort sahen wir auch zum ersten Mal Kängurus. Außerdem bekamen wir noch Wombats und Emus vor die Kameralinse. Mit den letzten Lichtstrahlen des Tages machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz in der Nähe des Parks. Da die Unterkünfte doch sehr kostenintensiv in Australien sind, entschieden wir uns im Auto zu übernachten. Was für ein ereignisreicher Tag, tolle Natur und das ein oder andere wildlebende Tier haben wir in seiner natürlichen Umgebung zu sehen bekommen.

Am nächsten Morgen fuhren wir erneut in den Wilson Prom, wie er nur kurz genannt wird. Dort machten wir einen Halt in der Whisky und der Picnic Bay. Beides sind wirklich sehr schöne Buchten und definitiv einen Stop wert. Danach setzten wir uns erstmal ins Auto und machten einige Kilometer auf der Straße.


Unser nächster Halt war Raymond Island. Wir hatten gehört, dass dort vor ein paar Jahrzehnten einige Koalas angesiedelt. Also parkten wir am Hafen, fuhren mit einer Fähre auf die kleine Insel rüber und wir folgten dem Koala Pfad, der sich einmal durch den kleinen Ort schlängelt. Eigentlich soll man für diesen Weg so etwa 30-45 Minuten brauchen, aber wir benötigten gute 1,5 Stunde, denn wir waren so begeistert von diesen kleinen putzigen Geschöpfen. Am Anfang taten wir uns noch etwas schwer sie zu entdecken, doch nachdem wir die ersten zwei drei Koalas in den Ästen der Eukalyptusbäume entdeckten, sahen wir sie immer schneller. Am Ende des Tracks hatten wir über 20 Stück zu sehen bekommen. Völlig begeistert fuhren wir mit der Fähre wieder zurück und anschließend ging es für uns auch schon weiter. Wir fuhren noch ein Stück und suchten uns wieder einen Schlafplatz im Auto.

Am nächsten Morgen wollten wir keine Zeit verlieren und schon war wir kurz nach dem Erwachen auch schon wieder auf der Straße. Unser nächster Halt war Eden. Dort kann man zu bestimmten Zeiten im Jahr Wale beobachten. Das Orca-Museum lässt sogar die Sirene ertönen, wenn Wale in der Bucht gesichtet werden. Also wollten auch wir unser Glück versuchen. Sehr lange mussten wir auch nicht warten. Da tauchte in der Ferne immer mal wieder ein Wal auf. Auch wenn es nur aus der Ferne war, konnten wir unseren Blick kaum davon lösen. Aber bei unserem knappen Zeitplan hieß es nicht kleckern sondern klotzen. Also mussten wir zurück auf die Straße. Wir machten in der Bateman’s Bay einen Abstecher an den Strand bevor es weiter zum Pebbly Beach ging.

Das war ein echtes Highlight. Allein die Fahrt dorthin war schon beeindruckend. Die Bäume waren gigantisch und angekommen am Strand wurden wir auf dem Parkplatz bereits von einem neugierigen Känguru und ein paar kleinen Papageien begrüßt. Am Strand selbst tummelten sich noch mehr Kängurus. Es war einfach nur toll. Wir genossen es zwischen ihnen zu sitzen und auf das Meer zu schauen.

Vor Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg in Richtung der Jervis Bay und dort suchten wir uns wieder einen Platz für die Nacht. Am Morgen fuhren wir an einen der vielen Strände und entspannten eine Weile. Als das Wetter etwas schlechter wurde, sprangen wir ins Auto und weiter ging's. Eigentlich wollten wir in Kiama nur zur Besichtigung des Blowholes stoppen, aber als wir in der Bucht mehrere Walfontänen entdeckten, interessierte uns das Blowhole nicht mehr.


Wir beobachteten, wie einige Wale immer wieder auf- und abtauchten. Wir standen einfach nur an der Klippe und genossen den Ausblick. Auf den Weg weiter nach Norden passierten wir die Sea Cliff Bridge. Einfach nur Wau....Wahnsinn, wie sich die Brücke entlang der Klippen schlängelt. Als nächster Stopp würde eigentlich dann Sydney kommen. Doch wir entschieden uns bewusst dagegen, da wir Sydney separat nochmal besichtigen wollten. Also machten wir einen Bogen um die Metropole und es ging weiter nordwärts.

Nach einer erneuten Nacht im Auto fuhren wir zu den Stockton Sand Dunes. Diese gewaltigen Sanddünen direkt an der Küste wirkten wie eine kleine Wüste. Es war das zweite Mal auf unserer Reise, dass wir solche Sanddünen zu sehen bekamen, allerdings wirkten die Dünen eher wie der große Bruder von denen in Vietnam. Wir stapften also durch den Sand und ließen die Szenerie einfach nur auf uns wirken.

Danach ging es über Port Macquarie und Coffs Harbour City nach Grafton. Dort bestaunten wir die Blühte der Jacaranda Bäume. Es war schön nach Südafrika diese Bäume ein zweites Mal in ihrer Blüte sehen zu können. Von Grafton aus ging es gleich weiter nach Byron Bay, ein kleines Surfer Paradies mit einem schönen Charme. Leider war der Wettergott nicht unbedingt auf unserer Seite. Immer wieder öffnete er seine Tore und schickte ein paar Tropfen gen Boden. Es gab aber doch ein paar trockene Momente und die nutzen wir dann auch. Wir entdeckten das kleine Örtchen, saßen am Strand und beobachteten die Surfer im Wasser oder wir schauten uns den kleinen Leuchtturm an. Leider war unsere Zeit viel zu kurz dort und wir wären gern länger geblieben, aber die Zeit saß uns im Nacken. Wir wollten bevor es ans Arbeiten geht noch einmal Anna und Nina besuchen. Was für ein riesiger Zufall das auch schon wieder war. Die Farm der Beiden lag nur etwa eine Stunde von unserer entfernt. Von Byron Bay zu ihrer Farm waren es leider gute 1000 Kilometer, aber so ist das eben in Australien, da ist einfach alles sehr weit weg.

Wir machten uns also auf den Weg und nach einem nächtlichen Zwischenstopp kamen wir auf dem frühen Nachmittag bei den Beiden an. Es war so schön die beiden wieder zu sehen. Wir hatten zwar nur einen Tag Zeit, aber diesen nutzten wir dann auch. Wir saßen zusammen, haben erzählt und gemeinsam gekocht. Kurz gesagt, wir hatten einen wirklich tollen Abend. Am nächsten Morgen schmiedeten wir bereits Pläne für Silvester in Sydney. Dann hieß es für uns leider auch schon wieder Abschied nehmen. In Canberra mussten wir unseren Mietwagen wieder abgeben und dann besuchten wir noch das australische Parlament, dessen Gebäude in einen riesigen Kreisverkehr gebaut wurde. Es war der letzte Tag in der Zivilisation.

Farmlife

Am nächsten Morgen nahmen wir den Bus nach Harden, einer kleinen verschlafenen Ortschaft in der Nähe der Farm. Wir wurden freundlicherweise von Debby, der Frau vom Chef, abgeholt. Auf dem Weg zur Farm erzählte sie uns schon ein paar Dinge und stimmte uns quasi schon auf unser neues Leben ein. Für uns hieß es auch erstmals seit einem guten halben Jahr, länger an einem festen Ort zu bleiben. Vorerst hatten wir geplant etwa zwei Monate auf der Farm zu bleiben. Da waren wir also auf „unserer“ Obstplantagen in the middle of nowhere, wie es im Englischen so heißt. Von Kirschen über Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen zu Pflaumen waren eigentlich alle Steinobstsorten vertreten. Insgesamt sollen es wohl an die 30000 Bäume sein. Da wartete also viel Arbeit auf uns. Wir kamen an der Farm an und Debby zeigte uns unser neues Zuhause. Wir bekamen einen kleinen Caravan, der sogar eine Klimaanlage und einen eigenen Kühlschrank hatte. Wie sehr wir das noch schätzen würden, konnten wir zu dem Zeitpunkt nur erahnen. Wir lernten mit David auch gleich noch unseren Chef kennen. Neben einem älteren Neuseeländer waren wir die ersten Arbeiter der Saison. Die Anderen sollten aber in den nächsten Tagen noch folgen. Wir begannen uns einzuleben und in den kommenden Tagen kamen noch zehn Franzosen und vier Taiwanesen auf die Farm und schon ging die Arbeit los. In den ersten Wochen sollten wir noch Pfirsich- und Nektarinenbäume ausdünnen, quasi zu viele kleine Früchte von den Bäumen holen, damit die Verbleibenden schön groß werden konnten. Es ging immer morgens früh los und dann hieß es einen üblichen 8 Stunden Tag zu bewältigen. Nach getaner Arbeit kamen wir soweit es möglich oder erwünscht war mit unseren Mitstreitern ins Gespräch. Die Taiwanesen konnten nicht so recht und die Franzosen auch nicht beziehungsweise wollten sie einfach auch nicht auf Englisch kommunizieren, aber man muss es nehmen wie es kommt.

Ednora hatte uns in Melbourne nur noch ans Herz gelegt, die Nachbarin Gabriella unbedingt mal zu besuchen. Das taten wir auch. Sie ist so eine liebreizende ältere Frau. In den 50 ziger Jahren ist sie mit ihrem Mann aus Italien nach Australien gezogen. Wir freundeten uns schnell mit ihr an und ab und an kochte sie leckere italienische Gerichte, wie Spaghetti Carbonara, Lasagne, Cannelloni oder Pizza für uns. Im Gegenzug dazu halfen wir ihr, wann es uns möglich war. Es war wirklich schön, eine so tolle Nachbarin zu haben. Nach etwa zwei Wochen des Ausdünnens ging es mit der Kirschsaison los.

Fortan hieß es pflücken was das Zeug hält. Wenn sich genügend Kirschen im Kühlraum angesammelt hatten, würden wir alle in die Scheune beordert zum Verpacken, damit die Kirschen auch auf den Markt geschickt werden konnten. In den folgenden Wochen kamen wir mit Supremes, Vistas, Rons, Sir Dons, Vans, Bedells und Lapins verschiedenste Sorten von Kirschen in unseren Lebensmittelpunkt. Wir pflückten wie die Weltmeister. Bis Weihnachten hieß es quasi durcharbeiten. Wir schufteten 24 Tage ohne Pause und das bei teilweise neun bis elf Stunden täglich. Wir arbeiteten uns die Finger wund. An einem ganzen Tag pflückten wir zusammen fast 600 Kilogramm. Aufgrund der heißen Temperaturen waren wir oft allerdings nur bis Mittag in den Bäumen und am Nachmittag wurde verpackt. Während der gesamten Kirschsaison holten wir knapp sieben Tonnen Kirschen von den Bäumen. Das ist einfach nur der Wahnsinn, was für Massen das waren. Wir wollen zwar nie wieder in unserem Leben Kirschen pflücken, aber schmecken tun sie uns bis heute noch und nebenbei bedankte sich nach all den Strapazen der letzten Monate unser Reisekonto auch bei uns. Ein paar Tage vor Weihnachten ging dann die Kirschsaison zu Ende und es hieß für uns endlich mal wieder durchschnaufen. Wir hatten uns auch dazu entschieden, noch etwas länger auf der Farm zu bleiben. Nach ein paar Tagen der Ruhe startete die Pfirsich- und Nektarinensaison. Also änderte sich für uns lediglich die Größe des zu pflückenden Obstes.

Über Silvester bekamen wir ein paar Tage frei und die nutzten wir auch, um bei einer der größten Silvesterpartys der Welt dabei zu sein. Also ging es für uns nach über zwei Monaten auf der Farm mal wieder zurück in die Zivilisation. In Sydney kamen wir bei einem alten Schulfreund von Angelia unter. Mit dem Zug ging es nach Sydney und am Abend warteten Felix und seine Freundin Floria bereits mit dem Abendessen auf uns. Wir unterhielten uns bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag trafen wir uns mit Nina und Anna und wir planten unseren Silvesterabend. Kann man mal am 31.12. machen. Wir wollten uns zusammen das Feuerwerk der Harbor Bridge von einem guten Platz aus anschauen. Wir fanden in Kirribilli ein schönes Plätzchen mit seitlichen Blick auf die Brücke. Leider begann es gegen 18 Uhr so stark mit regnen, dass wir uns zurück ziehen mussten.

Schließlich wühlten wir uns einige Zeit später durch die Massen und versuchten uns wieder an einer anderen Stelle einen guten Platz zu ergattern. Wenn auch nur knapp, so fanden wir doch einen Platz mit einer halbwegs guten Sicht auf das Feuerwerk. Das Wichtigste für uns aber war, dass wir mit Anne und Nina zusammen ins neue Jahr starten. Vor mehr als einem halben Jahr kam uns dieser Gedanken und zu dem Zeitpunkt gab es noch einige Fragezeichen. Es war wirklich sehr schön, dass es geklappt hatte.


Das Feuerwerk war wirklich sehr schön. Wir vier ließen das letzte Jahr Revue passieren und konnten kaum glauben, dass wir so viele tolle Dinge erlebt hatten. Ein Jahr voller Highlights lag hinter uns und wir starteten auf der anderen Seite der Erde in ein neues Jahr, dass nicht minder aufregend werden sollte. Wir zelebrierten noch ein wenig das neue Jahr und am folgenden Morgen unternahmen wir noch etwas mit Felix, Nina und Anne. Am zweiten Tag des neuen Jahres hieß es für uns dann noch einmal zurück aufs Land. Weitere gut vier Wochen des Arbeitens lagen noch vor uns. In den folgenden Tagen und Wochen waren die Lady Zees, Rich Ladys, Royal Princess und Princess Diamonds unsere neuen Freunde. Analog zu den Kirschen musste das Obst natürlich erst gepflückt und dann verpackt werden.

Mit der Vorfreude auf unseren baldigen Abschied auf der Farm verging die Zeit irgendwie noch schneller. Doch bevor es soweit war, bekamen wir sogar noch Unterstützung gegen die noch verbleibenden Franzosen. David hatte bereits unsere Nachfolger eingestellt, damit sie Zeit zur Einarbeitung bekommen konnten. So lernten wir Adele und Stephan kennen. Die beiden kommen auch aus Deutschland. Sie sind ein super nettes Pärchen, mit dem wir uns auf Anhieb verstanden. Endlich waren auf der Farm aufgeschlossene Leute, die mal für ein Gespräch abseits der Arbeit offen waren. Es war sehr schön. So konnten wir unsere letzten Tage auf der Farm viel besser ausklingen lassen und dann kam der besagte Tag. Morgens ging es für uns ein letztes Mal an die Bäume und wir pflückten unser letztes Steinobst auf dieser Farm.

Am Abend zuvor hatten wir bereits seit Monaten mal wieder unsere Rucksäcke gepackt. Wir verabschiedeten uns von allen Anderen und wir freuten uns, dass Gabriella uns noch zum Zug brachte. Abschied nehmen fällt immer nicht leicht und so war es auch diesmal. Es fiel uns schwer, Gabriella zu verabschieden. Wir hatten sie in der vergangenen Zeit fest in unser Herz geschlossen. Mit einem traurigen Gefühl stiegen wir in den Zug nach Sydney.

Sydney

Felix gewährte uns wieder Asyl in Sydney, denn wir hatten noch ein paar Tage bis unser Flieger nach Neuseeland ging. Wir konnten uns sogar noch bei ihm revanchieren. Niemals hätten wir Gedacht, irgendwann einmal auf der anderen Seite der Erde bei einem Umzug zu helfen. Aber man soll ja niemals nie sagen. Er war sehr froh vier helfende Hände mehr zu haben. Gesagt getan. In den weiteren verbleibenden Tagen machten wir noch einen Ausflug zu den Blue Mountains und beobachteten ein letztes Mal die paradiesischen Papageien „Kakadus“. In den weiteren verbleibenden Tagen machten wir noch einen Ausflug zu den Blue Mountains und beobachteten ein letztes Mal die paradiesischen Papageien „Kakadus“. Wir machten noch den Coastal Walk von Coogee nach Bondi und genossen die Aussicht auf die Küste. Natürlich konnten wir auch nicht die Harbor Bridge und die Oper Sydneys auslassen.

Sydney ist wirklich eine schöne Stadt und dann kam der Tag, an dem es endlich wieder mit dem Reisen weiterging. So dachten wir es zumindest. Wir fuhren zum Flughafen, checkten ein und alles ging seinen üblichen Gang. Alle Fluggäste warteten am Gate auf das Boarding. In der Ferne sahen wir dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Kurze Zeit später erfolgte eine Durchsage, dass der Abflug sich verzögern würde. Eine weitere halbe bis Stunde später wurde der Flug gestrichen und auf den nächsten Tag verschoben. Naja so hatten wir uns das zwar nicht vorgestellt, aber die Airline übernahm die Kosten für Taxi und Hotel. Also ging es wieder raus aus dem Flughafen und am nächsten Morgen mussten wir erneut Einchecken. Es gibt Schlimmeres und unserer Vorfreude auf Neuseeland tat dies keinen Abbruch. Schon lange fieberten wir der Zeit in Neuseeland entgegen und nun war es endlich soweit. Wir entschieden uns auf der Südinsel zu starten, also nahmen wir einen Flieger nach Christchurch. Wir freuten uns auf die Wildheit der Natur. Zwischen uns und all diesen Erwartungen stand somit lediglich nur noch ein etwa dreieinhalb stündiger Flug. Wir waren bereit für neue Abenteuer...